Chinesisches Filmindustrie zwischen 1978 - 1992 (Vortrag 19.02.2021)

Einleitung

In meinem Vortrag geht es um die Produktion, Filmwirtschaft und regulierte Distribution von chinesischen Filmen und deren Einflüsse zwischen 1978 - 1992. Im Folgenden werde ich all diese Sachen als “ Filmindustrie” bezeichnen. Da es um China geht, wird es aber hauptsächlich um sehr viele politische Entscheidungen gehen, die die Filmindustrie reglementiert oder stark beeinflusst haben.

Seitdem 1896 der erste Film im China seine Erstausstrahlung hatte, ist bis heute die chinesische Filmindustrie zum großen Teil durch die Kommunistische Partei Chinas (kurz CCP) reglementiert worden. Das heißt also auch, dass der größte Teil der Entwicklung der Filmindustrie stark durch staatliche Regelungen und der Propaganda-Strategie geformt wurde.

Die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen haben stark auf interessanterweise klar voneinander trennbaren Regisseur-Generationen eingewirkt. Deren Filme sind durch die eigenen Lebenserfahrungen und den vorherrschenden Reglementierungen geformt worden und daher zwischen Generationen besonders unterschiedlich. Deswegen versuche ich auch, die gesellschaftliche Stimmung euch besonders näher zu bringen in bestimmten Zeitabschnitten.

Kulturrevolution

Ende 1970 hat die damalige Planwirtschaft einige soziale Gleichheiten geschaffen – jeder war gleichermaßen arm. Die Lebenssituation war katastrophal für die meisten Chinesen. Viele Bauern verhungerten und in der Stadt herrschte Wohnungsmangel. Sehr oft lebten Arbeiterfamilien mit drei Generationen in einem Zimmer von 10qm zusammen. Während der Kulturrevolution blieb die Entwicklung des Films still. Zwischen 1966-1972 wurde kein einziger Spielfilm produziert. Hunderten Filme wurden als “giftiges Unkraut” bezeichnet. Die Regisseure, Drehbuch-Autoren und Hauptdarsteller wurden kritisiert im “Klassenkampf” – der chinesischen Weise einer öffentlichen Demütigung. Viele Filmemacher litten unter Verfolgung oder wurden aufs Land geschickt, wo viele letztendlich gestoben sind.

Nachdem Mao Zedong in 1976 gestorben ist, entstanden vier Mächte, die die Zukunft von China bestimmen wollten und sollten. Die Bewegungen und Konfrontationen dieser Mächte zwischen 1978 und 1992 haben das politische System und damit die Position des Films geformt. Diese gelten seitdem bis heute. Ich erkläre euch kurz die vier Mächte.

Die ersten drei Mächte waren innerhalb der Partei (CCP), während die vierte sich aus der Bevölkerung gebildet hat.

Die Erste Macht wurde zu Beginn durch die so genannte “Viererbande” (auf chinesisch Sìrénbāng) und Hua Guofeng repräsentiert. “Die Viererbande” bezeichnen sich als Mao’s Nachfolger und möchten die Kulturrevolution weiter führen, aber sie wurden durch die Zusammenarbeit der anderen 3 Mächte sofort nach Maos Tod verhaftet. Hua war für einen kurzen Zeitraum noch unter anderen Parteipräsident, beugte sich aber den politischen Veränderungen innerhalb der CCP.

Die Zweite Macht (im Weiteren auch Konservativ genannt) wurde von Chen Yun repräsentiert – eine mächtige Figur im Ständigen Ausschuss des Politbüros der CCP. Er ist der Meinung, dass China weiter sozialistisch sein soll, aber in der Form, wie sie vor allen großen politischen Kampagnen (also wie “The Great Leap Forward”) war. Die Planwirtschaft soll dabei erhalten bleiben.

Die Dritte Macht (auch “Reformer” genannt) wurde von Deng Xiaoping geleitet und verfolgte den Weg, China als sozialistisches Land durch die CCP leiten zu wollen, aber die Planwirtschaft durch Marktwirtschaft zu ersetzen. Sie war bis 1992 weitestgehend an der Macht.

Die Vierte Macht (auch “Demokraten” genannt) bestand aus eine Gruppe von Intellektuellen und Studenten aus der Bevölkerung. Sie wollten China zur eine Demokratie und damit auch die Planwirtschaft in eine Marktwirtschaft reformieren. Sie wurde besonders durch die Proteste auf dem Tiananmen-Platz repräsentiert, wurde aber kurz danach unterdrückt. Ihre Meinungen wurden von der CCP als “Volksverbrechen” und “Hochverrat” bezeichnet.

Die Entwicklung der chinesischen Filmindustrie in diesem Zeitraum wurde von der Politik geprägt, die durch die Konfrontation der Konservativen und der Reformer entstand – und der Hoffnung auf Demokratie und durch Demonstrationen der Demokraten.

Filmverleih und -market

Nun gehe ich chronologisch genauer auf die Geschehnisse ein.

Nach einen internen Parteikampf 1977 zwischen der ersten Macht und den Reformern, wurde während des 11. Zentralkomitees der CCP die erste Macht offiziell abgelehnt, da ein Großteil der Partei keine weitere Kulturrevolution wollte. Die Reformer haben damit die Oberhand gewonnen und auf der Tagung die Reform “Open And Reform” gestartet. Somit hatten weitestgehend die Reformer entscheidende Rollen in den kommenden Jahren unter der Leitung von Deng Xiaoping eingenommen.

Als die Reformer die Regierungsverantwortung übernahmen, wurde sofort angefangen, die vorherrschenden Zustände durch die Kulturrevolution aufzuräumen.
1977 wurde das Abitursystem wieder eingeführt und ein Jahr darauf wieder Studenten an der Peking Filmakademie für den Bachelor-Studiengang angenommen. Die Regisseure, die als “5. Generation” kategorisiert werden, sind zum großen Teil aus diesen ersten Jahrgang und sind durch die Erfahrungen aus der Kulturrevolution geprägt worden.

Der Filmmarkt in China wurde ab 1977 hauptsächlich durch die Ministerien etabliert und ebenso als Planwirtschaft betrieben. Die Chinese Film Administration – als das Hauptorgan der Filmindustrie – hat diese nach dem sowjetischen Modell als “zentral-geplante Produktion, [den] zentralen Ein- und Verkauf, [und das] stufenartig Verleihen” wieder aufgebaut.

Ihr untergestellt folgten drei voneinander abgetrennte Abteilungen: die Chinese Film Cooperation (CFC) für den Verleih und Import, die staatlichen Filmstudios für die Produktion und die staatlichen Vorführungsstätten (wie Kinos).

Die CFC war als staatliche Behörde zuständig für den Verleih der Filme und sammelte die Einnahmen von Vorführungen ein und bezahlte die Filmproduktionen von den staatlichen Studios. Sie übernahm auch die Aufgabe, “geeignete” Filme aus anderen sozialistischen Ländern zu importieren. Die staatlichen Filmstudios bekamen ein zentral-geplantes Produktionsziel und Genre-Kontingent, produzierten die Filme mit der Mittelzuweisung und erstellten so viele Kopien, wie von der CFC bestellt wurden. CFC kaufte die Vorführrechte der Filme nach der Zensur mit vordefinierten, standardisierten Preisen von den Filmstudios und verlieh die Filme an regionale Filmverleihe weiter. Zuerst wurden Filme in Peking, dann in den anderen Hauptstädten und danach auf dem Land gezeigt. Die Ticketpreise waren in jeder Region gleich und auf dem Land wurden zum Teil die Filme kostenlos präsentiert. Tickets wurden hauptsächlich von staatlichen Einrichtungen gekauft und an die Mitarbeiter weiter gegeben. Die Verleihe gaben ihre Gewinne zu einem Großteil an die CFC wieder zurück.

Das Ziel der Reformer-Gruppe war es, die Planwirtschaft durch die Marktwirtschaft zu ersetzen und gleichzeitig die Macht in den Händen der CCP zu erhalten. Das zentralisierte Filmsystem wird zunächst nicht reformiert, da die Partei zuerst den Markt durch Kinos und andere Ausstellungsmöglichkeiten aufbaut. Diese wurden in der Kulturrevolution großflächig zerstört. Die Filme, die in der Kulturrevolution als “giftiges Unkraut” galten, wurden ab 1977 wieder freigegeben und als Anreize des Filmmarktes und -verleihs genutzt, sodass alle Kinos wieder hohe Besucherzahlen hatten. Da alle Rechte dieser Filme längst exklusiv von CFC aufgekauft worden waren, hatte nur diese wirtschaftliche Einnahmen.

1979 verabschiedete die Regierung dann eine neue Regelung, durch die regionale Filmverleihe und Kinos 80% der Gewinne für den Ausbau und für Reparaturen der Kinos nutzen konnten. Filmverleihe konnten ebenso dadurch ihre Ketten vergrößern. Die Filmstudios bekamen keinen Anteil davon und waren unzufrieden. Ein Sprichwort der Studios lautete: “Schau oder nicht, 700.000 RMB”. 1980 wurde dann ein neues Gesetz erlassen, wodurch die Gebühr für Filmkopien nach ihrer Menge errechnet wurde. Filmstudios bekamen dann zwischen 90.000-1,080.000 pro Film. Damit wurde die Filmproduktion zumindest gering mit der Nachfrage des Marktes gesteuert.

Zensur

Die "giftiges Unkraut”-Filme hatten einem großen Erfolg, aber die neu-produzierten Filme waren für die Zuschauer nicht interessant und hatten keine Marktanteile. Um die erschütterten Kulturschaffenden wieder zu motivieren, hatte 1978 der neue Chef der Propaganda-Abteilung (aus Reformer Gruppe) — Hu Yaobang diverse Reden auf mehrere Konferenzen gehalten und unter anderen auch die “3 Nicht-Prinzipien” vorgetragen: “Zieht nicht an ihren Zöpfen, malt sie nicht schwarz, treibt sie nicht mit Stöckern” (不打棍子、不戴帽子、不抓辫子). Mit diesen soll den Kunstschaffenden signalisiert werden, dass keine weitere Kulturrevolution zu fürchten ist und der Bevölkerung das Recht zur Schaffung von Kunst und Literatur gegeben wird. Auch Deng Xiaoping äußerte sich, dass “Literatur und Kunst nicht der Politik untergeordnet sein” sollten. Die CFC begann schließlich den Dezentralisierungsprozess, der 1979 in die neue Zensurregelung für Film und Drehbuch resultierte. Darin wurde vorgeschrieben, dass die zukünftige Filmzensur durch die Filmstudios übernommen werden soll. Die Filmstudios und Filmemacher wurden dadurch erfolgreich motiviert und hatten auch mehr Freiheit wahrgenommen. Vielfältigste Filmgenres wurden produziert und vermarktet.

Durch die Öffnung der Kunst wurde es auch möglich, dass andere politisch-orientierte, wie die Demokraten den Mut und die Chance ergriffen, für ihre Ideale zu werben. So wurden private Publikation mehrfach produziert, Intellektuelle klebten Plakate (da zi bao) mit Parolen für mehr Demokratie an Wände – unter anderen auch an die “Demokratische Wand” in der Xidan Sraße in Peking. Dies wurde aber 1979 von der Regierung stärker reglementiert und Einige, die besonders regierungskritisch waren (bspw. Die fünfte Modernisierung von Wei Jingsheng) wurden wegen “Konterrevolutionistischen Verhalten” verhaftet. Nach der neue Ausgabe der Verfassung 1982 wurde das Kleben von Plakaten illegal.

Auch in der Filmindustrie war die Kehrtwende der Regierung zu beobachten: Als der Film "Taiyang he Ren” (Sonne und Mensch, Drehbuch: Bai Hua, Regie: Peng Ning) 1980 bei einer internen Ausstrahlung gezeigt wurde, gab es harsche Kritik.

Das Drehbuch beschreibt die Lebenserfahrung eines Malers. Als er jung war, wurde er von der Nationalismus-Partei verhaftet und von eine Frau auf einem Schiff gerettet, auf dem sie sich in einander verliebten. Später wurde der Maler von Geheimagenten wegen Teilnahme an der Bewegung "Anti-Hunger, Anti-Bürgerkrieg und Anti-Verfolgung" verfolgt und floh ins Ausland.

Er wurde ein berühmter Maler in einem umbestimmten Land in Amerika. Nach der Gründung der VR China gab er das Leben im Ausland auf und kehrte mit seine Frau in sein Heimatland zurück. Kurz nach seiner Rückkehr vertraute die Regierung ihm nicht mehr und er wurde während der Kulturrevolution gefoltert. Seine Tochter hatte das Gefühl, dass es in diesem Land kein Platz für die Familie gibt und beschloss, mit ihrem Freund ins Ausland zu gehen. Der Maler ist dagegen und die Tochter fragte ihn: „Du liebst dieses Land und liebst dieses Land bitter, aber liebt dieses Land auch dich?“ Der Maler konnte nicht antworten.

Danach musste er auch fliehen, und wurde ein wilder Mensch. Am Ende des Stücks wurde es Frühling und der Himmel wurde klar, die rote Sonne war am Himmel und er starb im frühen Morgenlicht. Er benutzte seine letzte Kraft, um "ein großes Fragezeichen" in den Schnee zu kriechen.

Besonders hatten die Konservativen diese Gelegenheit genutzt, nicht nur den Film als Anti-CCP und Anti-Sozialistisch zu bezeichnen, sondern den Druck auf Hu Yaobang zu erhöhen, indem er als Keimzelle des reaktionären Films bezeichnet wurde und in Zeitungen ganzseitige Kritik über den Film und über Hu Yaobang geäußert wurde. Die Kritikwelle wuchs sogar so groß, dass die Reformer Angst hatten, dass sie die Reform negativ beeinflussen könnte. Also wurde ein gesammelter und ausgewählter Kritikartikel am Ende der Volkstageszeitung publiziert und weitere Kritik verhindert. Der Regisseur wurde bewusst in regionalen Konferenzen als schlechtes Beispiel kritisiert und musste - weil er Regisseur eines staatlichen Studios war - all das für die ideologische Propaganda über sich ergehen lassen.

Der Film wurde durch die Zensur abgelehnt und nie veröffentlicht. 1982 hat eine Taiwanesischer Regisseur das gleiche Drehbuch in Südkorea verfilmt und außerhalb von China unter dem Namen <Portrait of a Fanatic> veröffentlicht.

Der Film ist ein Beispiel, dass die Filmindustrie auch trotz vorsichtiger Öffnung der Zensur die Partei und Regierung nicht kritisieren darf. Die Regierung ließ 1979 zum dreißigjährigen Bestehen der VR China, 25 “Geschenk-Filme” (献礼片) produzieren. “Geschenk-Filme” ist eine spezielles Genre in China, worüber Regisseure beauftragt werden, positive Grüße und Glückwünsche zur Volksrepublik und zur Partei zu wünschen und sie in ein positives Licht zu zeigen. Die 25 Filme werden aufgeteilt in

Besonderes Filmthema in diesen Zeitraum war die Reflektion über Kulturevolution und den Kampf gegen die “Viererbande”. Kritik an Mao war und ist bis heute verboten. Grund dafür ist, dass der Maoismus nach den “vier Grundprinzipien” die Ein-Partei-Regierung der CCP legitimiert.1984 wurde die Filmindustrie von einer Behörde zu einem staatlichen Unternehmen umstrukturiert.

Aus Planwirtschaft wird Marktwirtschaft

Alle drei Filmabteilungen (Verleih, Produktion, Vorführung) mussten Einnahmen generieren, gewinnorientiert arbeiten und auch Steuern bezahlen. Die zentrale Planung und Beauftragung von Filmproduktionen blieb hingegen. Die Abhängigkeit von der Regierung und einseitige Reformierung zur Marktwirtschaft und fehlende Strukturierung in der Filmindustrie führte zu große finanziellen Problemen, fehlenden Prozessen und zu viel Personal.

Staatliche Behörden, die nun auch zu Unternehmen wurden, kauften keine Filmtickets mehr, um sie an die Mitarbeiter zu verteilen. Die Filmindustrie bekam weiterhin die Produktionsziele von der Regierung. Das neu eingeführte Profitziel soll hingegen eingehalten und jedes Jahr übertroffen werden. Außerdem fällt nun auf, dass die drei Filmabteilungen immer getrennt arbeiteten. Die Produktionskosten sind immer weiter gestiegen. Das Kino war in Konkurrenz zu Fernsehen und privaten Heimkinos, in denen geschmuggelte Videokassetten aus Hong Kong gezeigt wurden. Da die Zuschauer zum ersten Mal selbst auswählen konnten, was sie anschauen möchten, waren sie auch weitestgehend “satt” von Propagandafilmen und gingen auch deswegen weniger ins Kino.

Um Geld zu bekommen, hatte die Regierung 1985 erlaubt, die Ticketpreise nach Region und Filmen zu variieren. Die Studios haben angefangen, Unterhaltungsfilme zu produzieren, mit überraschenden Geschichten-Erzählungen, Soft-Erotik, Krimis oder Horror.

Die fünfte Generation absolvierten ab 1982 und wurden in unterschiedliche Studios geschickt, in denen nach der alten Struktur und Studio-Politik zuerst ein angehender Regisseur viele andere Rollen ausfüllen muss, bis sie Regie führen durfte.
Durch den Druck aus der Marktwirtschaft, wieder Filme zu machen, die die Zuschauer ansprechen, haben ein paar kleine Studios den frisch absolvierten Regisseuren die Chance für die Regie direkt gegeben. Die neuen Regisseure haben eine neue Perspektive in der Filmindustrie hinein gebracht und die 5. Generation wurde als erste Generation nach der Gründung der VR China mit Kunstwerken statt Propaganda weltweit berühmt. Aber die Gruppe war zu klein, um die Situation zu verändern. Kinos verloren jedes Jahr Milliarden Besucher. Im Vergleich: 1979 gab es noch 29 Milliarden Besucher, aber 1989 nur noch 16 Milliarden. Alle drei Filmabteilungen verdienten kein Geld und konnten sogar ihre Kredite nicht mehr zurückbezahlen.

Demokratiebewegung

Die Reformer merkten, dass ohne eine politische Systemreform die Wirtschaftsreform schwierig sein würde. Deng Xiaoping nannte 1986 mehrfach eine politische Systemreform bei den Treffen mit den Polnischen und Japanischen Präsidenten und die Bevölkerung witterte durch Gespräche und Zeitungen einen politische Veränderung. Die Bevölkerung bekam die Illusion, dass bald eine politische Systemreform stattfinden könnte. Die Intellektuellen und Studenten freuten sich und haben angefangen, einen schnelleren Reformprozess zu fordern. Dieser Ruf führte im Dezember 1986 zu einer Demonstration, bei der die Studenten in mehreren Städten mit Bannern für “Demokratie, Freiheit ,Menschenrecht” auf den Straßen gegangen sind. Diese wurden aber durch strengere Maßnahmen der Straßen verwiesen.

Die Vorstellung und Erwartung von politischen Systemreformen zwischen der Regierung und der Bevölkerung waren nicht gleich. Die Resonanz in der Bevölkerung zu den Reformplänen führte zur wachsenden Angst vor Machtverlust in der CCP. Als Reaktion haben die Konservativen mit “Anti Bourgeois Liberalization”-Kampagnen innerhalb der Partei vor diesen befürchteten Folgen der Reform gewarnt. Darin haben sie auch Demokratie und Freiheit gleichgesetzt mit Kapitalismus. Der in der Bevölkerung beliebte Hu Yaobang wurde als Verantwortlicher der Situation innerhalb der Partei genannt und trat nach politischen Druck zurück.

Die Reform “Open And Reform” wurde unter anderen auch mit den “vier Grundprinzipien” eingeleitet, die den Weg der Entwicklung der VR China definieren sollten:

  1. Als sozialistische Gesellschaft,
  2. Geführt durch die CCP,
  3. Auf Grundlage von Marxismus-Leninismus und Maoismus und
  4. Als Diktatur des Proletariats.

Nachdem die Demokratiebewegungen unterdrückt, die künstlerische Freiheit eingegrenzt, Kritik gegen die Regierung verhindert und Hu Yaobang zurückgetreten ist, formulierte die Bevölkerung ihre eigenen, satirischen vier Grundprinzipien als chinesischen Reim:

  1. Demokratie darf nicht groß werden
  2. Freiheit muss kontrolliert werden
  3. Regierung darf nicht kritisiert werden
  4. Deng darf nicht abgesetzt werden

Auf Chinesisch: ⺠主不能大, 自由不能化, 政府不能骂, 小平不能下。
Die politische Systemreform wurde gestoppt, aber die Wirtschaftsreformen gingen weiter.

Nach 1985 wurde das “Zwei-Gleis Preis”-System eingeführt und führte bis 1988 zu einem massiven Aufkommen von Korruption. Das System erlaubte es, staatlichen Beamten Waren nach dem Preis aus der geplanten Ökonomie einzukaufen und auf dem Markt für deutlich mehr Geld zu verkaufen. Bis zur Demonstration 1989 gab es in China viele Probleme, viel Korruption, chaotische Marktverhältnisse, Inflation und fehlende Regulierungsmechanismen. Das Aufkommen der dritten Welle der Demokratiebewegung in der UdSSR und schlussendlich der Tod von dem beliebten Politiker Hu Yaobang im April führte zu den Tiananmen Protesten. Die Demonstranten mitsamt unbeteiligter Menschen tauschten ihr Leben unfreiwillig für “20 Jahre Stabilität” ein, wie Deng das Massaker zu rechtfertigen versuchte.

Durch die demokratischen Bewegungen 1986 und 1989 und durch die Tatsache, dass die “Volksrepublik’ das eigene Volk getötet hat, musste die CCP daran arbeiten, die Macht vor politischen Übergriffen zu schützen. Politische Systemreformen sind bis heute Tabu und die Reformer wurden konservativer.

Das Propaganda Büro des CCPs hat nach den vergangenen Demokratiebewegungen und -forderungen die Zensur verstärkt. Die Regelung, dass die Filmstudios die Zensur übernehmen, wurde zurück genommen. Studios mussten und müssen bis heute schon vor der Produktion vom Ministerium für Film, Fernsehen und Radio eine Drehgenehmigung einholen.

Mit “Überzeugung” als neue Propaganda-Strategie wurde außerdem viel Geld in die Produktion so genannter “Main Melody” oder “Main Theme” Filme investiert. Diese Filme wurden beauftragt und sind spezialisiert auf die Verbreitung der Ideologien der chinesischen Partei. Wenn sie erfolgreich waren, wurde eine Bonusauszahlung vergeben. Die Produktion dieser Filme wurde durch einen Invenstmentfond unterstützt, in den 5 Cent pro verkauftem Kinoticket eingeflossen sind.

Die stärkere Zensur und die propaganda-orientierte Förderung von Filmen führte zur Geburt chinesischer Independent-Filme und der so genannten “6. Generation” Regisseuren.

Der Regisseur Zhang Yuan und sein Film Mama (妈妈) aus 1990 ist ein Beispiel dieser Bewegung:

Er absolvierte 1989 an der Peking Filmakademie und hat bei der Filmplanung von “The Sun Tree” als Cinematograph mitgewirkt. Die Produktion des Films wurde nacheinander von zwei Studios gestoppt, unter anderem weil die Schriftstellerin die Tiananmen-Proteste unterstützt hatte und deswegen verhaftet worden war. Zhang Yuan mochte die Geschichte sehr und hat ohne Genehmigung mit selbst-gesammelten Budget den Film gedreht und bei einem Filmfestival in Frankreich gezeigt und den Jury-Preis gewonnen. Andere Regisseure nahmen sich ihn zum Beispiel und haben auch angefangen, selbständig Film-Budget zu sammeln. Diese Gruppe von Regisseuren wurden zur “6. Generation ”.

Marktwirtschaft + Autoritarismus

Der Zerfall der UdSSR 1991 und das damit zusammenhängende Verbot von Kommunistischen Parteien und der damit wegfallenden Vorteile der Parteimitglieder wurde schockierend von der CCP beobachtet. Um das gleiche in China zu verhindern, wurden alle demokratischen Bewegungen aufgelöst. Die Konservativen bekamen mehr Zustimmung. Sie vertraten die Meinung, dass die UdSSR wegen der “Peaceful Evolution” des Kapitalismus zerfallen ist und dass man sich davor schützen und darauf vorbereitet sein muss.

1992 wurde auf dem 14. Parteikongress China Offiziell nach Dengs Theorie eine ”sozialistische Marktwirtschaft“ und Deng hatte es geschafft, die Planwirtschaft aus dem bisherigen Verständnis von Sozialismus abzutrennen. Damit gab er aber auch seine alte Meinung auf: ”Guarantee the democracy of the political life of the party and the country from the system”. Die Auseinandersetzungen der Reformer und Konservativen verschwanden und beide fokussierten sich nun darauf, dass die CCP die Macht behält. Diese Entscheidungen führen bis heute dazu, dass die vorherrschende Marktwirtschaft nicht durch die “unsichtbare Hand”, sondern durch die Entscheidungen der Partei geführt wird. Der Markt wird durch die CCP geformt – so auch die Filmindustrie.

Bis heute gilt hier: Die “Main Melody”-Filme bekommen Bonbons, die Filme mit einer anderen Meinung verhungern.

Quellen